Manifest

Als Vereinbarung zum gemeinsamen Handeln wurden Ziele, Handlungen und Maßnahmen auf dem Kongress 2008 in einem abschließenden Manifest konzentriert.
Wir laden alle Gleichgesinnten ein, sich dieser Erklärung anzuschließen:
Manifest mitzeichnen.

(english, français, español: Download)

KONGRESS
für
INTEGRALE POLITIK

St. Arbogast, August 2008

Vereinbarung zum gemeinsamen Handeln

Immer mehr Menschen haben erkannt, dass für die Stärkung des Gemeinwohls, die Bewahrung der Schöpfung und die vitale Weiterentwicklung der Demokratie ein neues Politikverständnis gefunden und gelebt werden muss. Dies setzt ein neues, umfassendes Bewusstsein voraus, das wir als ‚integral' bezeichnen. Der Begriff des ‚integralen Bewusstseins' beinhaltet und fasst zusammen, was viele Menschen etwa unter Weisheit, Spiritualität oder Herzensintelligenz im individuellen und kollektiven Sinn verstehen.

Die Probleme und Aufgaben, die sich heute global zeigen, können und sollen nicht von einer Handvoll Entscheidungsträgern gelöst werden. Dazu bedarf es der aktiven politischen Mitwirkung breiter Bevölkerungsschichten, die ihren Teil der Verantwortung übernehmen.

Die Menschen, die beim Kongress für Integrale Politik zusammengekommen sind, stehen in diesem neuen Bewusstsein und sind bereit diese Verantwortung wahrzunehmen. Sie fühlen in sich eine Verpflichtung, über ihr bereits begonnenes individuelles Engagement hinaus, gemeinsame Schritte für einen tiefgreifenden Wandel zu vereinbaren und umzusetzen.

Ausgangslage

Wir schätzen die immensen Errungenschaften der Moderne sehr und möchten sie nicht missen. Dennoch, das einseitig materialistische Welt- und Menschenbild, das im Gefolge der Aufklärung auftrat, und der Glaube an eine exponentielle Wachstumswirtschaft erweisen sich deutlich als schwerwiegende globale Verirrungen.

Wir sehen die Menschheit im Wesentlichen mit drei großen Problemfeldern konfrontiert: 1. dem psychisch-individuellen, 2. dem sozial-kollektiven und 3. dem ökologisch-weltzentrischen. Diese Weltproblemfelder wurzeln zu einem erheblichen Teil in der Irreleitung der menschlichen Bedürfnisbefriedigung.

Integrale Politik sucht nach konkreten Lösungen im Hinblick auf diese drei großen Problemfelder. Sie will dabei nicht die Symptome, sondern deren Ursachen angehen.
Die nichtmateriellen Bedürfnisse jedes Menschen und aller Wesen dieser Erde wie Zuneigung, Zugehörigkeit, Gerechtigkeit, Kreativität, Sinn und letztendliche Geborgenheit können nicht auf der materiellen Ebene von Konsum und Besitz befriedigt werden. Der heute dominierende Materialismus versucht jedoch, die menschlichen Bedürfnisse in Form von Einkommen, Konsum und Vermögen hauptsächlich auf der materiellen Ebene zu stillen. Dieser Versuch muss scheitern. Unbefriedigte immaterielle Bedürfnisse führen zu innerer Unzufriedenheit, Unersättlichkeit an materiellen Ansprüchen und Flucht in Ersatzbefriedigungen. Sucht - zum Beispiel nach Alkohol, sonstigen Drogen, übermäßigem Essen, Besitz und Macht - zerstört einerseits den Menschen, andererseits den Frieden in der Gesellschaft. Die beträchtliche Ungleichheit an Besitz, Konsum und an Entfaltungsfreiheit ruft Unfrieden hervor. Uferlose materielle Ansprüche beeinträchtigen heute das dynamische Gleichgewicht der Natur und zerstören zunehmend die Lebensgrundlagen und Lebensräume. Das durch das fehlgeleitete Finanzsystem erzeugte Wirtschaftswachstum, besonders in den Industrieländern, nährt sich heute wesentlich von dieser Dynamik der Nachfrage nach Ersatzkonsum.

Ziele

Als Oberziel ergibt sich aus den vorher formulierten Zusammenhängen:

Die größtmögliche Befriedigung der Bedürfnisse und Entfaltung aller Seinsebenen der Menschen im Zusammenhang mit allen Wesen der Erde und der Erde selbst.

Zur Erreichung dieses Ziels stehen folgende individuellen und kollektiven Veränderungen an:

1. Psychisch-individuelle Veränderungen

2. Sozial-kollektive Ziele

3. Ökologisch-weltzentrische Ziele

Handlungen und Maßnahmen

Am Kongress für Integrale Politik konnte durch die anwesenden Menschen ein gemeinsamer Handlungswille aufgebaut werden. Diese Menschen möchten einen gemeinsamen Atem erzeugen, der es ihnen erlaubt, das entstandene Gefühl der Gemeinschaft und Solidarität über den Kongress hinaus zu erhalten um dadurch im Sinn des oben genannten Zielsystems tätig zu werden.

Die nachfolgenden Handlungsfelder beruhen auf den Wünschen und Gedanken der KongressteilnehmerInnen. Sie sind in langfristige und kurzfristige Handlungsmöglichkeiten gegliedert und sollen in konkrete Projekte münden. Sie können auch nach dem Kongress erweitert oder verändert werden.

  • Verstärkung bereits bestehender Lösungsansätze (sofort)

    Wir sehen, dass in der ganzen Welt bereits zahlreiche segensreiche und sinnvolle Einrichtungen und Handlungsfelder auf allen Gebieten der Kultur entstehen. Wir möchten diese stärken und unterstützen.

  • Bildung lebendiger und seelentragender Gemeinschaften (sofort und langfristig)

    Lebensgemeinschaften sind für den Menschen (über)lebensnotwendig und sinnvoll für seine seelische und geistige Entwicklung. Kultur kann sich nur kollektiv entfalten. Daher sollte der Tendenz der Vereinzelung entgegengewirkt werden.

  • Direkte Demokratie (langfristig)

    Eine Kultur der Liebe bedingt, dass möglichst alle Menschen an Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Der dazu erforderliche Prozess ist eher als langfristig einzustufen.

  • Medien (sofort und langfristig)

    Wir möchten Medien installieren, die unsere Anliegen, die auch das Anliegen vieler anderer Gruppierungen sind, verbreiten. Dazu sind kurz- und langfristige Wege einzuschlagen:

    1. Kurzfristig suchen wir die Kooperation mit bestehenden Medien

    2. Langfristig gilt es, parallel Gelder zu generieren, um ein globales Netz von Medien zur Bewusstseinsbildung zu etablieren (durch Stiftungen usw.).

  • Parteien (sofort)

    Wir stärken und unterstützen die bestehenden und im Entstehen begriffenen politischen Kräfte. Zur Zeit sind das z.B. in Deutschland "Die Violetten" und in der Schweiz die "ip" (Integrale Politik).

  • Vernetzung Gemeinschaftsbewegung (sofort)

    Netzwerke wie HOLON unterstützen (neutrale Begegnungsplattformen wie das "HOLON-Café"), um uns mit den Menschen zu verbinden, die ebenfalls - wie wir - nach einer neuen, integralen Kultur suchen. Mit Kongressen und Anlässen Menschen zusammenbringen und so zu einem immer größeren Netzwerk werden.

  • Finanzsystem Regionalgelder (sofort)

    Als Einstieg in eine grundlegende Finanzreform unterstützen wir Regio- und Komplementärwährungen.

  • Subsidiarität und Weltföderalismus (langfristig)

    Wir möchten, dass Entscheidungen wieder näher bei den Menschen fallen. Deshalb unterstützen wir im Sinne echter Subsidiarität alle Bestrebungen, zentralstaatliche Souveränität und Entscheidungskompetenzen wo immer möglich in die Regionen zu verlagern. Gleichzeitig sehen wir die Notwendigkeit, ethische und demokratische Prinzipien auch weltweit zu stärken. Langfristig streben wir daher den Umbau der UNO in eine demokratisch legitimierte Weltföderation an.

  • Europa der Regionen, Charta für ein demokratisches Europa (sofort)

    Wir sehen eine europäische Verfassung im Entstehen, die für lange Zeit eine extreme Konzentration von politischer Macht in wenigen Händen zur Folge hätte. Dies würde viele Bestrebungen im Hinblick auf unser Oberziel in ihrer Umsetzung gefährden. Daher werden wir eine Charta für ein demokratisches Europa als Alternative entwickeln und möglichst vielen Menschen vorschlagen.

  • Bildung + Pädagogik (langfristig)

    Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft von morgen sind die Kinder von heute. Schutz der natürlichen Anlagen, Bildung und Pädagogik sind vom Zwang wirtschaftlicher Interessen zu befreien. Pädagogische Bestrebungen und Bildung sollten auf einem integralen Menschen- und Weltbild beruhen. Alle Menschen sollten die Möglichkeit zur Entfaltung der in ihnen schlummernden Potenziale erhalten.

    Schlussakkord

    Wir streben eine Gesellschaftsordnung an, in der Selbsterkenntnis durch die individuelle spirituelle Entwicklung, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Kreativität, offene Kommunikation, ökologisches Denken, Gewaltfreiheit, Freiheit im Geistesleben, Menschlichkeit im Wirtschaftsleben, Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit aller, Toleranz und Selbstverantwortung obenan stehen. In diesem Sinn betreten wir die von uns als notwendig erachteten Handlungsfelder. Wir tun dies in Gelassenheit und mit Freude sowie mit Rücksicht auf unsere Kräfteressourcen.

    Die Trägerorganisationen

    Das Manifest kann auch unter Download als PDF heruntergeladen werden.

    Manifest mitzeichnen